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US-Regierung und Hersteller ziehen verstärkt am gleichen StrangKein Weg führt in Zukunft an Unix vorbeiComputerwoche 13.02.1987Schützenhilfe bekommen die Unix-Strategen Inzwischen auch von der US-Regierung und dem National Bureau of Standards. So stand denn auch die diesjährige Konferenz "Uniforum" unter dem Motto "Unix Solutions for Business and Government". Eitel Dignatz hat sich für die COMPUTERWOCHE in Washington umgeschaut.Ein regelrechtes Klagelied stimmte Gerald Riso, Assistant Secretary of the Department of Interior for Policy, Budget and Administration (Ministerialdirektor für Haushaltsplanung und Verwaltung im Innenministerium), in seiner Begrüßungsrede an, als er die gegenwärtige DV-Situation in seinem Ministerium charakterisierte. Besonders desolat stelle sich die Situation im Rechnungswesen dar: In zehn Abteilungen seien dreizehn verschiedene, miteinander völlig inkompatible Systeme installiert, von denen Oberhaupt nur zwei zufriedenstellend arbeiten. Standardisierung, so Riso, sei dringend geboten; doch wer sich dafür einsetze, merke sehr schnell, daß er damit ständig an den Interessen der verschiedensten Gruppierungen rühre. Ungeachtet solcher Widerstände schätzt das kalifornische Marktforschungsunternehmen Dataquest Inc. aus San Jose, daß die US-Regierung bis zum Jahre 1990 rund 2,2 Milliarden Dollar allein für die Unix-Software ausgeben wird. Und allein auf der Hardwareseite machte die Regierung im Jahre 1985 etwa 28 Prozent des Unix-Hardwaremarktes aus, so will es jedenfalls die International Data Corporation (IDC) aus Framingham, Massachusetts, wissen. Außerordentlich stark wachsen soll dabei laut IDC vor allem der 32-Bit-Mikrocompiler-Markt. Das Volumen der installierten Unix-Hardware werde sich von 4,3 Milliarden Dollar im Jahre 1986 auf 9,9 Milliarden im Jahre 1990 mehr als verdoppeln. Die Anzahl der ausgelieferten Systeme dürfte zu diesem Zeitpunkt etwa bei 600 000 Einheiten liegen und wertmäßig 10 Prozent aller in diesem Zeitraum ausgelieferten Systeme repräsentieren. AT&T schließlich unterzeichnete im vergangenen, Jahr einen Vertrag im Wert von 964 Millionen Dollar mit der National Security Agency über die Lieferung von 3B-Computern. Selbst IBM, der man wohl sonst zu Recht nachsagt, daß sie Unix nicht allzu innig liebt, lieferte an die amerikanische Steuerbehörde IRS insgesamt 24 000 PC/ATs mit dem Betriebssystem Xenix. Wer auch in Zukunft ein Stück vom Kuchen der US-Regierungsaufträge haben will, muß also Unix vorzeigen können. Das National Bureau of Standards (NBS) veröffentlichte im August 1986 im Federal Register ein richtungsweisendes Statement, demzufolge das NBS auf den Posix-Standard des internationalen Normierungsgremiums IEEE selbst zugreifen und zur Grundlage von Ausschreibungen machen wird, sobald Posix zum "full-use standard" geworden ist (siehe CW Nr. 5 vom 30. Januar 1987, Seite 1: US-Normungsgremium drängt auf Unix-Standard). Äußerst wichtig war auf der Uniforum auch die X/Open-Gruppe. Erstmals mit, einem eigenen Stand vertreten, stellte man nicht nur die neuesten nunmehr fünfbändige Ausgabe des X/Open Portability Guide (XPG) vor, sondern rührte auch sonst recht kräftig die Werbetrommel für eine fraglos gute Sache. Und einen weiteren Erfolg hatte die einstmals rein europäische Gruppe denn auch gleich zu Beginn der Uniforum bekanntzugeben: jüngstes Mittglied in der Runde ist AT&T (siehe CW Nr. 5, Seite 1). Eine enge Zusammenarbeit", so die X/Open-Gruppe, habe es ohnehin schon seit 1985 gegeben, und Geoff Morris, X/Open-Chairman, fügte hinzu, daß unsere Arbeit mit AT&T als Mitglied jetzt noch effektiver sein wird", Gemeinsame Interessen mit X/Open betonte auch William O'Shea, Executive Director of Information Technologies bei AT&T: Als ordentliches Mitglied könne man auch besser an den Standardisierungsvorhaben mitarbeiten. Um die Einhaltung der X/Open-Spezifikationen zu überprüfen, hat das englische Softwarehaus Root Computers eine Verification Suite (VSX) entwickelt, mit deren Hilfe sich Unix-Versionen in Sachen Konformität auf Herz und Nieren prüfen lassen. Nötig sei das, so die X/Open-Einsicht, damit der Begriff "Standard" nicht zu einem bloßen Marketingspruch verkomme. Getestet werden können durch VSX zur Zeit die Bereiche Basic Operating System, "C" und ISAM. Derzeit, so Heinz Diehl, Stab Dezentrale Systeme bei Nixdorf in Paderborn, unter dessen Federführung die Verification Suite bei Root entwickelt wurde, befinde man sich mit VSX noch im Betatest. Ausgenommen hiervon seien allerdings die Subroutine-Tests der Suite, deren Betatestphase im Februar dieses Jahres beginnen soll. Die im laufenden Jahr zu entwickelnden Konformitätstests in Sachen Internationalisierung werden sich laut Diehl an die bereits bestehende Test-Suite von Hewlett-Packard anlehnen. AT&T seinerseits stellte auf der Uniforum die dritte und damit neueste Version der von der kalifornischen Unisoft Systems entwickelten System V Verification Suite (SVID) vor, mit deren Hilfe sich System-V.3 Portierungen validieren lassen. Die SVID, das sei angemerkt, ist kein Konkurrenzprodukt zu der X-Open-Gruppe, VSX sondern bezieht sich lediglich auf Portierungen von AT&Ts System V.3, das im Juni 1986 freigegeben worden war. Bei künftigen System-V-Releases aber will AT&T keinesfalls sein eigenes Süppchen kochen. Dazu Mike DeFazio, Director of Software Systems bei AT&T: "Das, was die Posix-Leute beabsichtigen, stimmt von der Idee her mit dem überein, was wir mit System V wollen. Wir gehen deshalb davon aus, daß System V dem künftigen Posix-Standard entsprechen wird." Der Star in Sachen Vernetzung, ähnlich wie schon in den letzten beiden Jahren, war wieder einmal Sun Microsystems. Auf mehr als zwanzig Ständen waren Installationen von Suns Network File System (NFS) zu sehen, mit dessen Hilfe die unterschiedlichsten Systeme über Ethernet miteinander vernetzt waren. Selbst der Sun-Erzrivale Apollo Computer Inc. zählt nunmehr zu den über hundert NFS-Lizenznehmern, die sich etwa je zur Hälfte in kommerzielle und Universitätslizenzen aufgliedern. Kaum verwunderlich war denn auch, daß es kaum Stände gab, auf denen nicht mindestens eine Sun-Workstation zu sehen war. Und so mancher unbefangene Besucher mag sich in Anbetracht der Sun-Maschine auf dem Apollo-Stand gefragt haben, ob man dort wohl neuerdings Sun-Workstations als OEM vertreibt. Sun-Entwicklung liegt weiterhin gut im RennenErwähnenswert ist vor allem, daß NFS mittlerweile von Lachman Associates aus Naperville, IL, auch auf System V.3 portiert worden ist. Mit dieser Unix-Version nämlich hatte AT&T im letzten Sommer erstmals ein Release freigegeben, das mit dem Remote File System (RFS) sozusagen von Haus aus ein AT&T-eigenes File-Sharing-Konzept im Netz unterstützt. AT&Ts RFS allerdings kam im Vergleich zu, Suns NFS nicht nur äußerst spät auf den Markt, sondern läßt von seinem Design her auch nur die Vernetzung von Unix-Systemen untereinander zu. Im Gegensatz zu RFS ermöglicht NFS die transparente Vernetzung von Maschinen mit verschiedenen Betriebssystemen. Derzeit sind NFS-Implementierungen verfügbar für die Unix-Versionen BSD4.2. System V.3, VMS von DEC und MS-DOS. Lachmann Associates zufolge soll die NFS-Portierung für System V.3 bereits an ein rundes Dutzend Hersteller lizensiert worden sein, weitere zwanzig befänden sich gerade in der Evaluationsphase. Eitel Dignatz ist Inhaber der EDV-Beratung Dignatz, München. Das Unternehmen ist im Unix-Schulungs- und Projektgeschäft tätig.
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